Zwischen Antrieb und Beständigkeit
Als Designer, der immer tiefer in die Welt des Codes eingetaucht ist, hat mich eines besonders geprägt: der Antrieb, Neues zu lernen.
Mit der Zeit – und ja, vielleicht auch mit dem Alter – verändert sich dieser Antrieb. Du lernst, Beständigkeit zu schätzen und erkennst den Wert langfristiger Lösungen. Das ist auch gut so, denn ständig jedem Trend zu folgen wäre utopisch. Trotzdem sollten wir den Mehrwert von Herausforderungen nicht unterschätzen. In der Komfortzone zu bleiben bedeutet oft Stillstand statt Sicherheit.
Modern Coding:
Zurück zum Wesentlichen
Die Entwicklung moderner Webtechnologien bietet spannende Möglichkeiten, Antrieb und Beständigkeit zu vereinen. Javascript, CSS und Browser-APIs sind heute so leistungsstark, dass wir oft ohne zusätzliche Libraries auskommen – ganz "vanilla" eben. Statt neue Frameworks zu lernen, konzentrieren wir uns darauf, Code zu vereinfachen: Was können wir weglassen? Was können wir selbst einfacher bauen?
Diese Denkweise schafft interessante Herausforderungen, die ein tiefes Verständnis des Webs voraussetzen. Das macht nicht nur Spaß, sondern bringt echten Mehrwert: Nutzer:innen profitieren von schnelleren Websites, wir freuen uns über aufgeräumten Code und nebenbei sparen wir noch Ressourcen für die Umwelt.
Alte Prinzipien, neu gedacht
Ein gutes Beispiel ist HTMX. Die Technik erweitert HTML um wenige Attribute, mit denen sich Websiteteile per HTTP-Request dynamisch aktualisieren lassen. Ist seit vielen Jahren JSON ein pseudo Standard für den Datentransfer im Web geworden, bietet der Ansatz von HTTP und HTML als Kommunikationskanal doch einige Vorteile.
Während JSON im Browser der Kunden interpretiert und die verbundenen Elemente und Funktionen erzeugt werden müssen, liefert bei HTMX der Server einfach direkt das fertige Markup mit korrekten Inhalten zurück – besonders praktisch in Kombination mit unserem Lieblings-Framework Kirby.
Wo wir früher Komponenten doppelt schreiben mussten, nutzen wir jetzt das gleiche Snippet für initiales und dynamisches Rendering. Das fühlt sich nicht nur großartig an, sondern reduziert auch den Aufwand bei Erstellung und Wartung.
Praxistest im Studio-Lab
Um solche Techniken zu testen, entwickeln wir im Studio eigene Lab-Projekte. Hier erarbeiten wir einen fiktiven Kontext und können so unsere Zusammenarbeit und eben solche neuen Techniken auf die Probe stellen. Klappt alles und sind wir zufrieden damit, können wir mit Zuversicht eine Empfehlung aussprechen.
Aktuelles Beispiel: Hemma, eine fiktive Immobilien-Website. Inspiriert durch unseren eigenen Umzug und die dabei gesichteten Makler-Websites, haben wir hier HTMX in einem komplexeren Kontext eingesetzt. Features wie Filterung, Merkliste und Formulare funktionieren ohne Seiten-Reload, komplett mit serverseitigem Rendering. Trotz komplexer Daten bleibt die Website pfeilschnell und bewegt sich auf schmalem Fußabdruck.
Auch gestalterisch haben wir uns einiges einfallen lassen und einen direkten Einstieg in die Filterung auf der Startseite erdacht. Auf der Übersicht bleiben Immobilien und Karte immer gemeinsam im Blick und die Merkliste ermöglich eine lokale oder auch online Speicherung von Immobilien-Angeboten. Bei der Seitennavigation setzen wir auf progressive Enhancement und navigieren Javascript basiert – auch hier übernimmt der Server das Rendering – und ermöglichen damit einen weichen Wechsel zwischen den Seiten.
Der Prozess zeigt: Du kannst deinen Antrieb bewahren und dich weiterentwickeln, ohne ständig alles neu erfinden zu müssen. Und das macht richtig Spaß!
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